Nordfriesland „Gut ist die Situation für Kinder und Jugendliche derzeit nicht“, resümiert Svend Goldenbaum. Der Jugendpfleger des Kreises Nordfriesland beruft sich auf die Aussagen der Fachkräfte vor Ort. In einer Online-Konferenz habe er sich mit Orte Schruwe-Nissen, die die Geschäftsstelle des Kreisjugendringes leitet, und vielen Leitungen der Mädchentreffs und Jugendzentren im Kreis ausgetauscht.
So teilt der Kreis Nordfriesland mit, dass die Bedeutung dieser Einrichtungen während der Corona-Pandemie noch zugenommen hat: „Für Kinder und junge Menschen von sieben bis 27 Jahren sind sie ein wichtiger Bestandteil des Lebens“, erklärt Sandra Grams vom Mädchenzentrum in Husum. Dieser Bestandteil sei zuletzt nur eingeschränkt oder gar nicht möglich gewesen. Zusätzlich fehlten Schulunterricht und Freizeitangebote als entscheidende Grundlage für die Entwicklung sozialer Kompetenzen, so der Kreis weiter.

Wut und Enttäuschung

„Sehr viele junge Menschen äußern Wut und Enttäuschung darüber, dass ihnen ihr Raum weggenommen wurde. Die Folge sind Ängste und Frustration“, berichtet Goldenbaum. Vielen jungen Menschen falle es schwer, zu Hause digital ohne Gleichaltrige zu lernen. Oft mangele es dafür auch an Platz, Ruhe, Ausstattung und Unterstützung der Familie.
Schruwe-Nissen stellt fest, dass Jugendliche immer häufiger von emotionaler Ermüdung und fehlendem Spaß am Leben sprechen. „Viele Kinder und Jugendliche machen sich Gedanken über die Folgen der Pandemie – oft mehr Erwachsene. Manche geben auch auf“, beobachtet sie. Umso mehr sollten Kinder und Jugendliche die Möglichkeiten der Lockerungen erkennen und nutzen, um sich wieder in Jugendclubs und Vereinen zu treffen.
Goldenbaum erinnert an den rechtlichen Rahmen: Auch für Heranwachsende gilt der Schutzauftrag der Jugendhilfe, der eine Kindeswohlgefährdung ausschließen muss. „Das ist ein hartes Wort, bei dem man meist eher an Gewalt denkt. Doch auch die derzeitigen Einschränkungen des sozialen Lebens führen eindeutig zu einer Gefährdung des Kindeswohls“, betont er.

hn
Quelle: Husumer Nachrichten 01.06.2021